Fixierungen in den Pflegeheimen: Medizinische Notwendigkeit oder Eingriff in Freiheitsrechte?

In einer Anfrage an den Landrat des Kreises Wesel, Dr. Ansgar Müller, frage ich nach Häufigkeit und Notwendigkeit von freiheitsentziehenden Maßnahmen (FeM) in den Heimen im Kreis Wesel. Anfrage freiheitsentziehende Massnahmen (Adresse anonymisiert
Warum das?

Unsere Gesellschaft altert, mehr und mehr Menschen in hohem Alter werden pflegebedürftig und sind auf fachkundige Hilfe angewiesen.
Der gesamte Pflegebereich leidet schon seit langem an einer enormen Unterfinanzierung.
Zeit für die Patienten? Viel zu wenig. – Pflege-Personal? Viel zu wenig. – Gerechte Bezahlung des Pflege-Personals? Nicht wirklich.
Die gesamte Situation ist furchtbar.
Darauf macht das Bündnis „Pflege am Boden“ seit Jahren aufmerksam.
Von Anfang an haben wir Piraten diesen unabhängigen Zusammenschluss von Menschen, die in Pflegeberufen arbeiten, unterstützt.

Pflege am Boden

Kaum bekannt ist der Zusammenhang zwischen Personalmangel und freiheitsentziehenden Maßnahmen (FeM): es mangelt an ausreichendem Personal für Patienten mit intensivem Betreuungsbedarf, weshalb Pflegerinnen und Pfleger in manchen Fällen auf andere Maßnahmen zurückgreifen müssen. Pflegebedürftigen Personen werden fixiert, isoliert, sediert. Den Patienten werden so Freiheiten entzogen. Freiheitsentziehende Maßnahmen sollten nur der letzte Ausweg sein. Aber leider werden sie in unseren Pflegeheimen immer häufiger angewendet: Laut Bundesjustizministerium wurden 2013 rund 85.000 FeM angeordnet.

Piraten haben dazu mehrere Anfragen gestellt.: „Wir wollen darauf hinweisen, dass diese Maßnahmen angewendet werden. Es handelt sich um massive Eingriffe in die Rechte der Betroffenen, und sie dürfen nur der allerletzte Ausweg sein. Wenn die Zahlen aber steigen, belegt das, dass die chronische Unterfinanzierung der Pflege eine intensive und am Wohl des Patienten ausgerichtete Betreuung unmöglich macht.“ erläutert Lisa Gerlach, Ratsfrau in Köln die Motivation der Piraten.

„Unser Pflegesystem liegt am Boden! Die Patienten leiden, während Pflegerinnen und Pfleger allein gelassen werden mit chronischer Unterbesetzung, Überstunden und zu wenig Fortbildungen. Das wissen wir sehr wohl und lassen uns auch nicht gegen das Pflegepersonal ausspielen. Mit den Anfragen erwarten wir einen umfassenden und dringend benötigten Bericht über die freiheitsentziehenden Maßnahmen in unseren Pflegeheimen.“ so Manfred Schramm, Mitglied im Kreistag Wesel. „Wir erhoffen uns Aufmerksamkeit für die Situation und mittelfristig Verbesserungen für Pflegebedürftige und Pflegende.“ so Schramm weiter.

„Ein erster Schritt wäre die Implementierung einer sozial orientierten Pflegestrategie. Ausgearbeitet von Patienten, Angehörigen, Pflegepersonal und Einrichtungsträgern.“ fordert Karl-Heinz Hildebrandt, Vorsitzender der Piratenpartei Wesel und fügt hinzu „Nur so wird eine Zunahme von entwürdigenden Maßnahmen wie der Fixierung zu verhindern sein.“

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