Schule in Wesel – zwischen Elternwille, Sachverstand und Finanzen

Im Schulausschuss der Stadt Wesel geht es um die Entscheidung, wie es mit der Gemeinschaftsgrundschule Innenstadt weiter geht.
Die Verwaltung hat drei Varianten mit Kosten zwischen 1 und über 3 Millionen Euro vorbereitet, zwischen denen entschieden werden soll.
Alle drei Varianten betreffen auch Fragen der Jugendhilfe, weil sie die räumliche Entscheidung über eine kommende Kindertagesstätte in Wesel beinhalten.

  • Variante 1: Die Schule bleibt an ihrem jetzigen Standort, der Pavillon wird durch einen Neubau ersetzt, die Kita kommt in das Gebäude der Brüner-Tor-Schule.
    Kosten > 3 Mio Euro
  • Variante 2: Die Schule zieht um an den Brüner-Tor-Platz und nutzt sowohl die jetzige Grundschule als auch Teile der Ellen-Key-Schule, die Kita kommt in das OGS-Gebäude Böhlstraße, der dortige Pavillon wird abgerissen.
    Kosten ~ 1,2 Mio Euro
  • Variante 3: Die Schule bleibt in der Böhlstraße und nutzt zusätzlich das Gebäude am Brüner-Tor-Platz, die Kita kommt in die Böhlstraße.
    Kosten ~1 Mio Euro.

Die Lehrer und Eltern der GGS Innenstadt wollen eine Lösung nach Variante 1, die Verwaltung bevorzugt Variante 2, die Eltern der Brüner-Tor-Schule wollen lieber Variante C.

An dieser Stelle vermisse ich Aussagen über die Vorschläge und Preferenzen der Eltern kommender Kita-Kinder und des Mitglieder des Jugendhilfe-Ausschuss‘.
In vergangenen Jugendhilfeausschuss-Sitzungen wurde schon mal der Vorwurf der Interessenüberlagerung zwischen Jugendamt und Schulamt geäussert.

Die handelnden Personen der Verwaltung offerieren seit Monaten zu den Themen Innenstadtschule und neue Kita in der Innenstadt wechselnde Informationen.
Für den Ausbau der Hausmeisterwohnung der Brüner-Tor-Schule zu einer Kita wurden im Jugendhilfeausschuss Gelder bewilligt.
Der für einiges Geld gutachterlich erhobene Schulentwicklungsplan hat sich als zumindest in Teilen falsch erwiesen, die Entwicklung der Schülerzahlen an Weseler Schulen will sich nicht an die Planzahlen halten.
Die von der Stadt präsentierten Zahlen der Nutzung von Kita-Plätzen ändern sich ebenso in schöner Regelmäßigkeit, die kommende mangelnde Deckung mit Ü3-Plätzen wurde zuletzt überrascht gemeldet.

Mir stellt sich die Frage der Nachhaltigkeit der jetzt vorgeschlagenen Varianten zur GGS Innenstadt.

Ist in die Überlegungen und Berechnungen eingefossen, dass im kommenden Jahr im Gemeindefinanzierungsgesetz der Schüleransetz ein anderer sein wird als bisher? Der Schüleransetz wird zu Gunsten der Halbtagsschule und zu Lasten der Ganztagsschule verändert.
Ist in die Überlegungen eingeflossen, dass die nach 9. Schulrechtsänderungsgesetz anlaufende Inklusion von Schülern mit Einschränkungen in die Regelschulen noch überhaupt nicht in ihren Auswirkungen berechenbar ist. Wenn das 9. Schulrechtsänderungsgesetz in Wesel in Reinform umgesetzt wird und also der Elternwille die 1. Priorität bei der Entscheidung für die Schulwahl sein wird, ist nicht absehbar, wann die Ellen-Key-Schule nun wirklich auslaufen wird. (Hier liest man interessanterweise sowohl Meinungen von spätestens 2016/17 als auch von frühestens 2017.)
Sind die Auswirkungen der ausgelaufenen Finanzierung von Schulsozialarbeit in die Überlegungen eingeflossen? Der Wegfall von Schulsozialarbeit wird den avisierten Inklusionsprozess hemmen und voraussichtlich dazu führen, dass weniger Eltern ihr behindertes Kind an einer Regelschule anmelden, als jetzt vorausgeplant. Das würde zu einer längeren Laufzeit der Ellen-Key-Schule führen, also über 2017 hinaus.
In die gleiche Richtung geht die Frage, ob die noch immer unklare Finanzierung der Inklusion (eine Klärung der Finanzierung ist nach ‚weiteren gemeinsamen Gespächen‚ erst für Februar 2014 angekündigt) Auswirkung auf Dauer des Fortbestands der Ellen-Key-Schule haben wird. (siehe Exklusion berechtigter Interessen bei der Inklusion)

Weiterhin stellt sich die Frage nach den finanziellen Interessen der Stadt.
(ein Interessent für das jetzige Gebäude der GGS Innenstadt hat wohl schon angeklopft.)

Über diese Fragen hinaus ist zu bewerten, an welchem der Standorte der ‚Sozial- und Lebensraum‘ für Schüler (und Eltern) besser realisierbar ist. Schule soll schließlich Lebensraum sein und nicht nur Funktionsort.

Die Ausschuß-Sitzung wird interessant.
Interessant wird auch, wer in der Sitzung welche Interessen vertritt und – sowieso – wie und ob die Interessen der am stärksten betroffenen und am schlechtesten repräsentierten Beteiligten, der Schüler, vertreten werden.

Die Schüler werden mit den Folgen der jetzigen Entscheidungen über Jahre und möglicherweise Jahrzehnte leben müssen.

 

 

 

Bildquelle: ‚Geld knapp‘ © Thorben Wengert / pixelio.de

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